Die Kultur in Thessaloniki lebt

Zum 20. Jubiläum des Internationalen Dokumentarfestivals in Thessaloniki

Für mich, die ich von Beginn an dabei sein durfte, fühlt es sich ganz anders an. Kaum zu glauben, dass das Internationale Dokumentarfestival in Thessaloniki in diesem Jahr sein 20. Jubiläum gefeiert hat. Sich zwanzig Jahre mit Dokumentarfilmen aus der ganzen Welt auseinander zu setzen, hat die Filmliebhaber in der Stadt am Thermaischen Golf bereichert. Es hat Horizonte erweitert, Sehnsüchte geweckt und Bildung gefördert. Man könnte fast behaupten, die Welt habe in Thessaloniki durch das Docfestival eine Heimat gefunden. Und passiert immer an ihrem Tor, dem Hafen der Stadt, dem größten Hafen der Balkanhalbinsel. Dort wo täglich Schiffscontainer mit Produkten ein- und ausfahren, findet kultureller Gedankenaustausch statt. Die Stadt hat vor Jahren schon einen Teil ihres traditionellen Hafengeländes zum Kulturzentrum umgestaltet. Mit Kinos, Museen und Cafes ist der Hafen der kulturelle Treffpunkt für Einheimische und Touristen über die Zeit des Festivals hinaus, das ganze Jahr über geworden. Auf dem diesjährigen Docfestival konnte man sich wieder einmal ganze zehn Tage, vom 2. bis 11. März, mit dokumentarischen Geschichten auf der Leinwand kritisch auseinandersetzen oder auch einfach nur genießen. Jedenfalls steht nach 20 Jahren fest: das Docfestival ist nicht mehr aus dem kulturellen Kalender der Stadt wegzudenken.


Sehenswerte Filmreihen
Zu ihrem 20. Jubiläum haben Elise Jalladeu und Anestis Andreadakis insgesamt 227 Filme aus 57 Ländern ausgesucht, ohne dabei die griechische Beteiligung der Filme ignorieren zu können. In mehr als ein Drittel der Filmbeiträge sind Griechen involviert. Mit insgesant 17 Filmreihen kann sich dieses Dokumentarfilmfestival mit allen anderes durchaus messen lassen. Unter dem provokatorischen Motto „Is there time?“ wurden Dokumentarfilme geboten, die man einfach sehen musste. Nur ein Beispiel von vielen sei hier genannt: Der Abschlussfilm des Festivals, ein 25 minütiger Stummfilmklassiker aus dem Jahr 1930 von Jean Vigo: „Apropos de Nice“, in dem der Alltag der Menschen aus Nizza sensibel festgehalten wurde. Ein Stummfilm, der keine Worte braucht, um das soziale Verhalten der Bewohner der französischen Küstenstadt direkt, schmunzelnd, ironisch festzuhalten. Resümee: Ein seltenes Filmvergnügen auf einem Festival.
In der Filmreihe „68“, konnten, so wie der Titel versprach, Geschichten aus Protestbewegungen, politischen Zusammenkünften und Revolten aus diesem, für unser Jahrhundert, so wichtigen Jahr aus der ganzen Welt präsentiert werden: Ein serbo-kroatischer Film von Zelimir Zilnik von 1969 mit der Titel „June Turmoil“ ist ein Beispiel darunter oder „Weder vergessen, noch verziehen“ von Richard Dindo aus dem Jahr 2003 oder die brasilianische Produktion „In The Intense Now“ von Joao Moreira Salles und last but not least, Howard Alks „American Revolution 2“ von 1969.


Nur einer kann gewinnen

Preise zu vergeben ist keine leichte Arbeit. Und doch muss sich die Jury für einen herausragenden Film entscheiden. In diesem Jahr fiel die Wahl auf „The distant Barking of Docs“, des Dänen Simon Lereng Wilmont. Der Goldener Alexander Preis ist mit 8000 Euro dotiert. Der Film beschreibt ein ganzes Jahr über, den Alltag des 10jährigen Waisen Oleg, der zusammen mit seiner Großmutter und seinem Cousin in einem ostukrainsichen Dorf an der Frontlinie des Krieges lebt.
Den Spezialpreis der Jury erhielten zwei Produktionen: der brasilianische Film „Baronesa“ von Juliana Antunes und die türkisch-niederländische Koproduktion „Meteors“ von Gürcan Keltek.
Auch Evangelias Kraniotis, auf der diesjährigen Berlinale ausgezeichnete Film „Obscuro Barroco“, ging nicht leer aus, auch wenn es nicht so sehr gefeiert werden konnte, wie in Berlin. Er erhielt nur die Auszeichnung „Bester Film im griechischen Programm“, vergeben von der Studenten-Jury der Universität Thessaloniki.

www.filmfestival.gr

Zurück zur Übersicht     |     Back to overview     |     Επιστροφή στην επισκόπηση

Marianthi Milona · Journalistin · Alteburgerstr. 40, 50678 Köln · mobil GR: +30.6972.640464 · mobil D: +49.151.20553695 · e-mail: milonamarie@netcologne.de