Reise ins kulinarische Alonissos

Über Syrah Hauswein und Thunfischspezialitäten

Tricia:
Ich genieße es hier. Ich bin mit großen Erwartungen angekommen und bin nicht enttäuscht worden. Was hier im Augenblick passiert gleicht einer Revolution. Man hat auf den griechischen Inseln wieder damit begonnen die traditionellen einheimischen Reben für die Weinherstellung zu verwenden. Vor ca. 15 Jahren hatten die Winzer angefangen nur europäische Weinreben auf ihrem Boden zu kultivieren, doch sehr bald stellten sie fest, dass das viele in Europa machen. So gingen sie irgendwann dazu über die europäischen Sorten mit den landeseigenen zu verbinden. Und das ist ihnen sehr gut gelungen.



Tricia Conover, eine ausgebildete Weinexpertin aus Texas, hat sich im Herbst diesen Jahres, gemeinsam mit fünf weiteren Fachleuten aus den USA, in Sachen Essen und Trinken auf den langen Weg zu den griechischen Inseln gemacht. Nicht, um Urlaub zu machen und nicht um die griechische Inselwelt nach den Regeln eines ganz normalen Touristen zu erkunden. Schließlich ist die Saison 2015 längst vorbei. Nein, sie sind in kulinarischer Mission unterwegs, haben gehört, dass Griechenland momentan trotz aller wirtschaftlichen Probleme auf Aufholjagd ist, um seine Reiseziele durch die traditionelle Esskultur aufzuwerten. Etwas, dass bisher gänzlich versäumt wurde. Tricia Conover aus Texas, Kurt und Michelle Winner aus Oregon und Hawaii, Susanna Star und John Lamkin aus New Mexiko und Mexiko und schließlich David Drotar aus New York. Sie wollen später über ihre Erlebnisse und Eindrücke berichten. Wollen zurück in ihre Heimat kulinarische Botschafter der griechischen Esskultur sein, wie sie sagen. Sie sind Mitglieder der IFWTWA, einer Organisation, die sich weltweit ausschließlich um Essen und Trinken in der Tourismusbranche beschäftigt. Für alle sechs ist es ein ungewöhnliches Experiment. Denn sie kennen Griechenland gar nicht und haben nur eine Woche Zeit, um vier Inseln zu besuchen. Das nordägäische Alonissos und die kykladischen Inseln Paros, Ios und Milos.


Das erste Ziel ist erreicht. Beim Abendessen in der Altstadt von Alonissos ordert Weinexpertin Tricia für alle einen typischen Inselwein. Es ist ein Syrah, der hier sehr eigen schmeckt. Mit einer starken Pfeffernote und sehr ausgewogenen Tanninen. Er passt ganz ausgezeichnet zu den servierten Blätterteig-Gerichten, stellen die amerikanischen Gäste fest. Und zu den diversen Thunfischvarianten, die sie an diesem Abend kosten dürfen. Und das macht auf Alonissos auch Sinn, erklärt Amalia Kalogianni. Alonissos besitzt eine lange Tradition in der Thunfischverarbeitung. In ihrer Familie wird der Thunfisch seit Jahrzehnten gefischt. Deshalb hat sie in diesem Jahr den ersten Thunfisch-Delikatess-Laden der Insel eröffnet.


Amalia
Schauen sie, wichtig ist zu verstehen, dass wir es mit zwei verschiedenen Thunfischarten zu tun haben. Der Thunfisch ist ein emigrierender Fisch, der schlägt sich in der gesamten Ägäis durch. Doch nur Alonissos ist für seinen Thunfisch bekannt. Das Besondere in unserem Teil der Ägäis ist, dass es hier keine Schwermetalle gibt. Vor allem belegen unsere Tests immer wieder, dass unser Thunfisch-Fleisch keine Bestände von Quecksilber aufweist.


In ihrem Geschäft präsentiert die Fachfrau in Sachen Thunfisch vier verschiedene Variationen, den roten oder den weißen Thunfisch, geräuchert, pikant oder klassisch in Olivenöl eingelegt. Amalia Kalojianni hat an diesem Tag Kous Kous mit Tinte von einer Sepia zubereitet, dazu eine selbstgemachte Thunfischsoße. Geschmort in frischen Tomaten und Zwiebeln. Dabei gibt sie ihren Gästen Aufschluss über die unterschiedlichen Thunfischarten.

Amalia
Der Unterschied zwischen den weißen und dem roten Thunfisch ist, der weiße ist kleiner, hat weißes etwas härteres Fleisch und er schmeckt leichter. Der rote hingegen wird sehr groß, er besitzt einen sehr hohen Anteil an Omega 3 – Fettsäuren und schmeckt kräftiger nach Fisch, als der weiße.


Es dauert nicht lange bis die ersten Erkenntnisse am Tisch zur Sprache kommen. Verglichen mit Griechenland, stecke Amerika ja noch in den Kinderschuhen, was eine gute Ernährung anbetrifft, erklärt Weinfrau Tricia.


Ich denke, dass man in Amerika immer mehr erkennt, dass die mediterrane Küche ein Segen ist und dass wir diese Philosophie des Essen unbedingt adoptieren müssen. Es geht um gesunde lokale Ernährung, die Olivenöl einsetzt, Gemüse aus der näheren Umgebung verwendet und die Proteinzufuhr wird vorwiegend durch die Verarbeitung von Fisch gewährleistet. Und das hat nichts mit dem zu tun, was man uns als Kinder zu essen gab.


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Marianthi Milona · Journalistin · Alteburgerstr. 40, 50678 Köln · mobil GR: +30.6972.640464 · mobil D: +49.151.20553695 · e-mail: milonamarie@netcologne.de